Lesungen, Vorträge, Konzerte. Eventskultur in den 1970er- und 1980er-Jahren im Heimatmuseum und im Gerhart Hauptmann Haus Hiddensee
Ein Beitrag von Günter Matheisen, einem ehemaligen Mitarbeiter
Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen, war wesentlicher Bestandteil der Museumsarbeit auf der Insel Hiddensee.
Im Heimatmuseum waren dies überwiegend Veranstaltungen mit Inselcharakter, Lichtbildervorträge über Inselgeschichte, Geologie, Fischerei, Winterzeit, Vogel und Pflanzenwelt, Bernsteinfunde und ähnliches.
Es gab auch Sprechervorträge über Versteinerungen, wo die Exponate durch die Zuschauerreihen gereicht wurden (Lehrer Baar Neuendorf). Dann berichtete eine Freundin der Hiddensee-Malerin Elisabeth Büchsel über deren Leben und Schaffen auf der Insel im Sommer. Gern angenommen wurden auch Lichtbild-Abende mit Reiseerlebnissen zu Armenien, Jakutien, zum Persischen Golf, Ägypten, Ungarn, Tschechien, Schweden, China und andere. Diplom Ingenieur Preiß aus Dresden berichtete über die Versetzung der Kirche in Most (Nordböhmen). Wir konnten anbieten, was wir wollten, alle Themen wurden von den Besucherinnen und Besuchern angenommen und so hatten wir immer ein volles Haus.
So war es auch im benachbarten Gerhart Hauptmann Haus. Dort lag der Schwerpunkt der Veranstaltungen in der Durchführung von Konzerten. Seit 1976 gibt es einen Flügel im Arbeitsraum. Es wurden nicht nur reine Klavierabende geboten, sondern auch in Verbindung mit Sängerinnen, Sängern, Instrumentalistinnen und Instrumentalisten. Die Künstlerinnen und Künstler kamen zumeist aus Berlin, Dresden, Leipzig, Weimar, Jena und Greifswald.
Wir hatten auch viel Kammermusik zu bieten mit Musikerinnen und Musikern der Staatskapellen Dresden und Weimar oder von der Philharmonie und dem Händel-Festspiel-Orchester Halle/Saale. Auch Künstlerinnen der Komischen Oper Berlin musizierten bei uns. Großen Anklang fanden die Konzerte des Collegium Musicum aus Potsdam. Sechs Künstlerinnen und Künstler, darunter drei Frauen, erfreuten die Besucherinnen und Besucher mit Gesang und Spiel auf historischen Instrumenten. Oder auch die Konzerte mit dem ungewöhnlichen Titel „Kinder und ihre Eltern musizieren für Eltern mit ihren Kindern“. Solokonzerte für Laute, Gitarre und Klavichord gehörten zu den besonderen Extras.
Natürlich gab es auch viele Veranstaltungen zum Thema "Gerhart Hauptmann und …". Dr. Gustav Erdmann, der viele Jahre die wissenschaftliche Betreuung der ständigen Ausstellung übernommen hatte, hielt regelmäßig Vorträge zum Thema: „Gerhart Hauptmann und Hiddensee im Spiegel seiner Dichtungen und der Aufzeichnungen seiner Freunde.“ Auch andere wie H.D. Tschörtner vom Aufbau-Verlag Berlin und Alexander Münch vom Hauptmann Archiv Radebeul hielten Vorträge. Durch Herrn Münch gab es auch Informationen zum Leben und Werk von Carl Hauptmann, der als Schriftsteller immer im Schatten seines großen Bruders stand. Bernd Rühle, der sich sehr um die Erkner-Zeit des Dichters bemüht hat, war ebenfalls mit Vorträgen präsent.
Großer Beliebtheit erfreuten sich die Lichtbildvorträge des Leipzigers Kunsthistorikers Rainer Behrends zu Themen wie Surrealismus, Stillleben, Batik, Bauhaus und den Malern Lucas Cranach, C.D. Friedrich, Adolf von Menzel, Carl Hofer, Paul Klee, Pablo Picasso.
Beate Riemann, Sprecherzieherin an der Musikhochschule Leipzig glänzte mit Rezitationen zu Goethe und Heiters. Sie war mit uns befreundet und verlangte deswegen kein Honorar.
Natürlich führten wir auch Schriftsteller-Lesungen durch, die heute Hauptbestandteil der Veranstaltungen im Gerhart Hauptmann Haus sind. Hanns Cibulka las aus seinen Büchern „Sanddornzeit“ und „Buch Ruth“, Erich Gerberding aus „März“, Otto Emersleben aus „Papiersterne“, Heinrich Ehlers aus „Hanns Mahler“. Nicht zu vergessen die Abende mit Charlotte Wasser (Berlin). Sie las gern aus Maxi Wanders „Guten Morgen du Schöne“.
Es gab auch Besonderes und Einmaliges: Am 1. Mai 1983 sang der Greifswalder Universitätschor unter ihrem Leiter Universitäts-Musikdirektor Ekkehard Ochs auf der Terrasse. Am 01.07.1983 stellte Herbert Ewe vom Stadtarchiv Stralsund seinen Hiddensee-Bildband vor (mit Verkauf). Das Fernsehen Ost und West entdeckte das Dichterhaus als Drehort. Im Juni 1985 drehte das DDR-Fernsehen eine Folge der Serie „Auf Schusters Rappen“ mit Gerhard Neef außerhalb und innerhalb des Hauses. Im Sommer um 1968 gab Karla Friedel, die 1931 das Bronze-Portrait des Dichters schuf, für das ZDF ein Interview auf der Terrasse. Ende 1984 drehte Videotechnik München Folge 7 „Unterwegs in der DDR“ (insgesamt 13 Folgen) mit der Schlagersängerin Katja Ebstein (als Touristin) und dem Schauspieler Petry (als Gerhart Hauptmann) vor dem älteren Teil des Hauses. Die Sendung lief im Regionalprogramm des Hessischen Rundfunks.