Erhalt und Wandel. Aktuelle Tendenzen in der Denkmalpflege
Denkmalpflege wird oft mit der Konservierung eines Objektes gleichgesetzt. Die Realität ist sehr viel komplexer. Als Landeskonservator ist Christoph Rauhut auch politischer Interessenvertreter von Denkmalschutzzielen. Im Rahmen der Bauwende erhält der Denkmalschutz heute auch zugunsten eines nachhaltigen Bauens, immer mehr Gewicht.
Welchen Wertewandel erleben Sie im Alltag der Denkmalpflege?
In ihren Grundprinzipien zielt die Denkmalpflege auf eine langfristige Kultur des Weiternutzens und des verantwortungsvollen Umgangs mit gebauter Substanz. Dass dies auch prinzipielle Werte für den Umgang mit dem Baubestand generell sein können, wenn nicht sogar müssen: Diese Erkenntnis setzt sich in der Bau- und Immobilienbranche gerade (allmählich) durch. Dieser Wandel unterstützt natürlich auch die alltägliche Arbeit der Denkmalpflege, die Prinzipien denkmalpflegerischen Handelns und das Wissen der Denkmalpflege sind gefragter denn je. Uns fällt bisweilen sogar die Rolle einer Leitdisziplin für den verantwortungsvollen Umgang mit dem Bestand zu – was eine große Ehre, aber auch eine fordernde Verpflichtung ist.
Was sind die Denkmale von morgen?
Wenn man als Denkmalpflegerin oder Denkmalpfleger einen guten Job macht, muss die Antwort lauten: Zuallererst jene Denkmale, die auch heute bereits geschützt sind. Denn diese bleiben ja! Was sich allerdings möglicherweise ändert, ist unsere Perspektive auf die Objekte, denn unser Umgang mit Geschichte und ihre Bewertung ist nicht statisch, sondern entwickelt sich stetig weiter und wird im besten Falle immer vielschichtiger. Und Denkmale von morgen sind natürlich auch Bauten und Anlagen, die wir heute noch nicht als solche entdeckt haben. Genauso wie sich unsere gebaute Umwelt kontinuierlich verändert, ist auch eine Denkmalliste nie statisch.
Wie schaffen Sie es als Denkmalschutzbehörde auch die baukulturellen Werte präsent zu halten, gerade, wenn es um Denkmale vom öffentlichen Interesse geht?
Kein Denkmal ist wirklich selbsterklärend, auch wenn uns allen natürlich sofort einleuchtet, dass zum Beispiel das Brandenburger Tor ein Denkmal ist. Als Denkmalbehörde müssen wir die Bedeutung eines Denkmals wissenschaftlich erforschen und darlegen – und dann kontinuierlich erklären und vermitteln in ihrer ganzen Breite und Tiefe. Dies ist fordernder Kern unserer Aufgabe.
Sehen Sie dabei auch einen Wandel Ihrer Rolle als Landeskonservator?
Als Landeskonservator ist man Koordinator, Stratege und zugleich auch Impulsgeber: In einer sich verändernden Gesellschaft gilt es stets zu überlegen, was dies für die Arbeit der Denkmalschutzbehörden heißt. Wie reagieren wir etwa als Denkmalbehörden auf die Klimakrise? In Berlin zum Beispiel durch die Einrichtung einer neuen Stelle, die sich insbesondere den Fachfragen rund um die Klimaproblematik widmen wird.
Letztlich ist ein Landeskonservator vor allem aber auch Vermittler und Kommunikator. Es reicht nicht, (einfach) unsere denkmalfachlichen Positionen darzulegen. Vielmehr müssen wir die Öffentlichkeit wie auch die Politik, für die Denkmalpflege und ihre Anliegen interessieren und regelrecht begeistern. Und so zum Beispiel unseren Beitrag dazu leisten, eine neue Kultur der Nachhaltigkeit und des Bestandsschutzes aufzubauen.
Dr. Christoph Rauhut
ist seit Oktober 2018 Landeskonservator und Direktor des Landesdenkamtes Berlin. Zuvor war er seit 2016 Referent in der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK) bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und hier unter anderem für die Begleitung und Koordinierung des Europäischen Kulturerbejahres 2018 und fachpolitische Beratung mit zuständig.