Das Archiv: Baupläne und Nutzungsgeschichten
Ein Blick in die Akten der damaligen Gerhart Hauptmann Gedenkstätte mit Jana Leistner vom Heimatmuseum Hiddensee
Jana Leistner ist Archivarin und Leiterin des Heimatmuseums Hiddensee. Wer etwas über die Geschichte, Kulturen aber auch über die Natur Hiddensees erfahren möchte, kommt zu ihr. Eindrucksvoll erhält man in der ehemaligen Seenotrettungsstation von 1890, die in direkter Nachbarschaft zum Gerhart Hauptmann Haus liegt, auch einen Einblick von der Künstlerkolonie Hiddensee zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Billy Wilder, Otto Gebühr, Käthe Kollwitz, Oskar Kruse-Lietzenburg, Max Kruse, Asta Nielsen, Max Taut, Mascha Kaléko, Carl Zuckmeyer, Eggert Gustavs und Henni Lehmann sind nur einige Namen der Künstlerinnen und Künstler, die neben Gerhart Hauptmann die Insel geprägt haben und sich von ihr inspirieren lassen haben.
Das Archiv des Heimatmuseums führt zu den Quellen, der Geschichte des Gerhart Hauptmann Hauses. Für Fragen nach dem Umgang mit dem denkmalgeschützen Gebäude ist es somit die erste Anlaufstelle.
Unter anderem beinhaltet es alte Bauanträge und Kopien der Baupläne vom Hauptmann Haus. Von dem Altbaukomplex ist nur eine Zeichnung von einem Nebengebäude geblieben, auf dem der ursprüngliche Bauherr genannt wird. Jana Leistner hat etwas weiter geforscht und herausgefunden, dass Herr Modler der Direktor der Deutschen Fensterglas-Aktiengesellschaftaus in Berlin gewesen ist. Vermutlich wurde das Haus als Liebesnest für Martha Raeth gebaut hat, auf die es dann auch überschrieben wurde. Warum sonst hätte Herr Modler für seine Sekretärin ein Haus bauen lassen? Frau Raeth hat es nach weniger als 9 Jahren der Gemeinde verkauft und die Gemeinde an Gerhart Hauptmann. Voß & Schütz werden hier als Architekten genannt, von denen jedoch keine weiteren Unterlagen zu finden sind.
Von 1934, also vier Jahre nachdem Gerhart Hauptmann das Haus erworben hat und der neue Anbau bereits fertiggestellt wurde, liegt eine Kopie des Bauantrags mit den Zeichnungen vor. Gerhart Hauptmann hatte 1933 zusammen mit dem Architekten Georg Marschall einige Änderungen an dem Äußeren und Inneren des Altbaus geplant, die bereits „landespolizeilich“ genehmigt worden waren – aber vermutlich gar nicht umgesetzt worden sind. Es gibt weder Spuren von einer Neuaufteilung des Erdgeschosses durch zusätzliche Zwischenwände noch von einer zusätzlichen Speisekammer. Und auch die Änderungen an der Fassade und der Austausch der Fenster wurden nie vorgenommen.
Zu dem Neubau liegen sämtliche Kopien der Bauzeichnungen des Architekten Arnulf Schelcher in dem Archiv des Heimatmuseums. Gerhart Hauptmann selbst hat nicht unwesentlich an der Planung mitgewirkt. Am Eingang des Hauptmann Museums ist eine Kopie mit einer Skizze von Hauptmann vom Grundriss des Neubaus ausgestellt, die der Zeichnung Arnulf Schelchers sehr ähnelt. Der Gestaltungsanteil Hauptmanns, der sich auch gern einmal in Mönchskutten hüllte, ist schwer zu übersehen: Der Übergang vom Alt- zum Neubau wurde als Kreuzgewölbe gestaltet.
Das Hauptmann Haus auf Hiddensee und das Heimatmuseum Hiddensee wurden lange in Personalunion geführt, weshalb auch viele der Verwaltungsunterlagen und Fotografien in dem Heimatmuseum verblieben. Dazu gehört der Schriftverkehr zu der Gründung der Gedenkstätte, zu Personal- und Mittelangelegenheiten, mit den Unter- und Zwischenmietern und zum Umgang mit dem Nachlass des Hauses. Von den diversen Einflüssen, die das Haus im Laufe der Jahre erfahren hat, zeugt bis heute das ein oder andere Objekt des Museumsinventars.